Burnout in der Geschichte – Geschichte des Begrifffs

Uns Menschen steht nur eine begrenzte Zahl von Möglichkeiten zur Verfügung, auf Belastungen zu reagieren. Wie diese Reaktionen genannt werden, hängt von den Betroffenen und von der Zeitepoche ab, in der sie leben. So ist es nicht verwunderlich, dass man Schilderungen von Burnout findet, lange bevor es diesen Begriff gab. Schon im Alten Testament finden sich zwei Beispiele: Moses und Elias.

Von Morgen bis Abend kamen Menschen zu Moses, um in Streitfällen nach den Gesetzen Gottes zu fragen. Sein Schwiegervater sagte zu ihm: „So richtest du dich selbst zugrunde und auch das Volk, das bei dir ist. Das ist zu schwer für dich; allein kannst du das nicht bewältigen. Suche dir Männer, die dem Volk jederzeit als Richter zur Verfügung stehen.“ (2. Mose 18, Exodus).

Das Erste Buch der Könige erzählt vom Propheten Elias, der sich todmüde in die Wüste zurückzieht und nur noch sterben möchte (1. Könige 19). Ein Engel berührt ihn und gibt ihm Lebensmittel. Elias schöpft wieder Kraft für seine Wanderung durch die Wüste und seinen Weg zu Gott.

Der heilige Bernhard von Clairvaux schrieb an Papst Eugen III., seinen ehemaligen Ordensbruder, er möge sich von Zeit zu Zeit seinen Beschäftigungen entziehen, um nicht an einem Punkt zu landen, „wo das Herz hart wird“ (Schmidt 2012, S. 84).

Auch Goethe war gefährdet dichterisch „auszutrocknen“. Er verließ seinen Ministersessel und nahm eine Auszeit, um nach Italien zu reisen. Er hatte Glück, sein Arbeitgeber Herzog Karl-August von Weimar ermunterte ihn dazu, sich ausgiebig zu erholen, um wieder voll dichterischer Schaffenskraft zurückzukommen. Goethe nutzte die Krise und die Zeit in Italien für sich und seine Entwicklung und streifte das belastende Ende der ersten Lebenshälfte „wie eine Schlangenhaut ab“ (Ipser 1986, S. 11-12)

Es macht Betroffenen Mut, dass in den letzten Jahren viele im Rampenlicht stehende Personen – Sportler, Politiker, Musiker und Fernsehstars – mit ihrem Leiden an Burnout und Depression an die Öffentlichkeit gegangen sind.

u.a. aus: Harrer (2013): Burnout und Achtsamkeit


  • “Elias-Müdigkeit” (Predigt von Abt Raimund Schreier am Laurentisonntag 2012 in der Stiftskirche Wilten)
  • „to burn out“ wird bereits von Shakespeare Ende des 16. Jahrhunderts verwendet.
  • George M. Beard (1881) American Nervousness, Its Causes and Consequences (New York) (“Neurasthenie”)
  • Graham Greene: A Burnt-Out Case (1960) [Wiki]
  • Thomas Buddenbrook im Roman von Thomas Mann (=>Gruninger 2012) Die Romanfigur Thomas Buddenbrook als Burnout-Patient. In Musalek & Poltrum (Hrsg), Glut und Asche – Burnout. Neue Aspekte der Diagnostik und Behandlung (S 143–161). Berlin: Parodos) [download]
  • Herbert Freudenberger schrieb in New York im Jahr 1974 einen Artikel zu “staff-burnout” und verwendete den Begriff erstmals im heutigen Sinn.
  • Im gleichen Jahr und ebenfalls in New York schrieb auch Sigmund Ginsburg, Lehrbeauftragter für Management,über “The Burned Out Executive”. Aus einem Zuviel an kombinierter Dauer- und Hochleistungsanforderung resultiere Burnout (Hillert & Marwitz 2006, S. 57-61).
  • Helfersysndrom (Schmidbauer)
  • Freudenberger Herbert J (1974) Staff Burn-Out. Journal of Social Issues
  • Ginsburg (1974) The Problem of the burned out executive. Personal Journal (53): 222–228
  • Hillert & Marwitz (2006) Die Burnout Epidemie, oder, Brennt die Leistungsgesellschaft aus? München: Beck
  • Ipser (1986) Mit Goethe in Italien, 1786-1986. Berg: Türmer
  • Schmidt (2012) Benediktinisches Leben: Bewährter Ausdruck und Paradigma verantwortlichen Umgangs mit der Lebenszeit? In Fischer & Wiegandt (Hrsg) Dimensionen der Zeit. Die Entschleunigung unseres Lebens (S 68–85). Frankfurt/M: Fischer
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